
Menschen sind soziale Wesen und benötigen die Interaktion und die Beziehung mit anderen Menschen. Die wichtigste psychologische Funktion einer Beziehung ist, das Grundbedürfnis nach Bindung zu befriedigen. Dieses Bedürfnis nach Bindung und Gruppenzugehörigkeit ist evolutionsbedingt bereits in unserer Genetik angelegt. Es diente in unserer geschichtlichen Vergangenheit dem Überleben. Es entsteht mit dem Beginn eines neuen Lebens immer wieder neu durch die Bindung zwischen Kind und Mutter.
Forschungsergebnisse
Seit mehr als 70 Jahren begleiten Forscher der Harvard University 268 Menschen und fahnden nach einer Antwort auf die Frage: Was macht ein zufriedenes Leben aus? Und gibt es so etwas wie eine Glücksformel?
George Vaillant hat diese Studie über 40 Jahre begleitet. In einem Interview mit der Zeitschrift Die Zeit sagt Vaillant, „den größten Einfluss darauf, ob ein Leben gelingt, hat Bindung. Und dabei geht es nicht unbedingt um die Bindung zum Lebenspartner, sondern eher um die grundsätzliche Beziehung zu anderen Menschen, also im Sinne einer altruistischen und empathischen Verbindung.“[1]
Die renommierten Forscher Ed Diener und Martin Seligman machten sich im Jahr 2002 auf die Suche nach dem Schlüssel zum Glück: Für ihre Studie begleiteten sie 222 Studenten über ein Semester hinweg und untersuchten deren Glücksgefühle anhand von Fragebogen zur Lebenszufriedenheit, ausführlichen Tagebucheinträgen über fast zwei Monate hinweg und indem sie Menschen aus der persönlichen Umgebung der Probanden baten, die Gemütslage der Studienteilnehmer zu bewerten.
Sie verglichen die oberen 10% der durchweg sehr glücklichen Menschen mit durchschnittlichen und sehr unglücklichen Menschen. Die sehr glücklichen Menschen waren sehr sozial und hatten stärkere romantische und andere soziale Beziehungen als weniger glückliche Gruppen. Sie waren extrovertierter, angenehmer und weniger neurotisch und erreichten auf mehreren psychopathologischen Skalen des Minnesota Multiphasic Personality Inventory einen niedrigeren Wert. Im Vergleich zu den weniger glücklichen Gruppen haben die glücklichsten Befragten nicht wesentlich mehr Sport getrieben, nahmen nicht wesentlich mehr an religiösen Aktivitäten teil oder erlebten objektiv definierte gute Ereignisse. Keine einzige Variable reichte allein für das Glück aus, aber gute soziale Beziehungen waren notwendig.[2]
Positive Kommunikation
Der amerikanische Paartherapeut John Gottman hat in seinem „Ehelabor“ jahrzehntelang die Geheimnisse glücklicher Ehen erforscht. Gottman konnte nachweisen, dass die Qualität der Kommunikation unter den Partnern maßgeblichen Einfluss darauf hat, wie lange eine Partnerschaft hält. Während bei unglücklich-instabilen Partnerschaften ein deutliches Überwiegen von negativen Interaktionen vorlag, betrug in stabil-zufriedenen Beziehungen das Verhältnis von positivem zu negativem Verhalten mindestens 5:1.
7 Geheimnisse einer guten Beziehung
Nach Gottman ist das, was eine Ehe funktionieren lässt, erstaunlich einfach: „Glücklich verheiratete Paare sind nicht klüger, reicher oder psychologisch gesehen raffinierter als andere. Aber sie haben eine Dynamik entwickelt, die verhindert, dass die negativen Gedanken und Gefühle (die es bei allen Paaren gibt) die positiven überdecken. Sie führen .. .eine, von emotionaler Intelligenz getragene Ehe.“[3]
Gottman macht 7 konkrete, mit Beispielen und Übungen untermauerte Vorschläge für Paare:
1. Bringen Sie Ihre Partner-Landkarte auf den neuesten Stand. (Lernen Sie sich gegenseitig noch besser kennen.)
2. Pflegen Sie Zuneigung und Bewunderung füreinander.
3. Wenden Sie sich einander zu und nicht voneinander ab.
4. Lassen Sie sich von Ihrem Partner beeinflussen.
5. Lösen Sie Ihre lösbaren Probleme.
6. Überwinden Sie Patt-Situationen.
7. Schaffen Sie einen gemeinsamen Sinn.
Als Herz einer glücklichen Ehe sieht Gottman, dass sie auf tiefe Freundschaft gegründet ist. Freundschaft bedeutet, dass die Beziehung getragen wird von tiefem gegenseitigem Respekt und Freude an der Gemeinschaft. Die Wiederbelebung oder Wiederentdeckung der Freundschaft bewahrt zwar nicht vor Streit, aber sie gibt Paaren ein geheime Waffe in die Hände, mit der sie dafür sorgen, dass Streitigkeiten nicht eskalieren.[4]
Die vier apokalyptischen Reiter
Zum Scheitern von Ehen tragen nach Gottman vor allem die „vier apokalyptischen Reiter“ bei:
1. Kritik: Schuldzuweisungen und Anklagen bis hin zur generellen Verurteilung des Partners.
2. Rechtfertigung und Verleugnung: Die eigenen Anteile, die den Konflikt aufrechterhalten, werden verteidigt.
3. Verachtung: Abwertung und Geringschätzung des Partners.
4. Einmauern: Schließen der Zugänge für den Partner und Rückzug.
Quellen:
[1]Zit. https://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/04/Psychologie-Leben-Vaillant Zugriff: 23.03.2019
[2]Vgl. Very Happy People, Ed Diener and Martin E.P. Seligman, Psychological Science, 2002, 13. S 81
[3]Zit. Gottman, John M., Silver, Nan, Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe, Marion von Schröder Verlag, München, 2000, S. 11 f
[4]Vgl. ebenda, S. 31 ff