Resilienzkonzepte im Vergleich

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VERÖFFENTLICHT SEPTEMBER 9, 2018 UP

Die Literatur zum Thema Resilienz ist umfangreich und bietet verschiedene Ansätze zum Thema. Die zwei, in Deutschland sehr bekannten Resilienzkonzepte möchte ich Ihnen kurz vorstellen und sie einordnen.

 

 

Die sieben Resilienzfaktoren nach Reivich und Shatté

Nach Reivich und Shatté (2002)[1]und Denis Mourlane (2014)[2]sind im Arbeitsumfeld folgende sieben Faktoren entscheidend wichtig für eine hohe Resilienz:

  1. Emotionssteuerung – Ich kann meine Gefühle wahrnehmen und selbst entscheiden, wie sie mich beeinflussen.
  2. Impulskontrolle – Ich muss nicht meinen ersten Impulsen folgen, sondern behalte meine Ziele im Auge und bliebe auf Kurs.
  3. Kausalanalyse – Ich kann die tatsächlichen Ursachen einer Situation und meines Zustandes erkennen und bin ehrlich zu mir selbst.
  4. Realistischer Optimismus – Ich habe die innere Überzeugung, dass sich Dinge positiv entwickeln können.
  5. Selbstwirksamkeitsüberzeugung – Ich weiß aus Erfahrung, dass ich durch mein Handeln dazu beitragen kann, dass sich die Dinge positiv entwickeln.
  6. Reaching Out, Zielorientierung – Ich habe klare und realistische Ziele, arbeite darauf zu, passe sie an und lasse mich nicht von Rückschlägen entmutigen.
  7. Empathie – Ich kann die Perspektive wechseln und mich in andere Menschen, ihrer Motive, Absichten und Vorstellungen hineinversetzen.

Die sieben Säulen der Resilienz nach Jutta Heller

Andere Resilienz-Autoren, wie Prof. Dr. Jutta Heller beziehen sich ebenfalls auf Reivich und Shatté, vertreten jedoch das Konzept der „sieben Säulen der Resilienz“:

  1. Optimismus – gerade, wenn es schwierig wird, sollten wir darauf vertrauen, dass sich Dinge positiv entwickeln können.
  2. Akzeptanz – Für eine erfolgreiches Handeln in der Arbeitswelt braucht es Akzeptanz sowohl für Aufgaben und Herausforderungen sowie für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden als auch zwischen den Menschen.
  3. Lösungsorientierung – Die Haltung, dass Probleme grundsätzlich lösbar sind, ermöglicht es, die Themen gemeinsam und kreativ anzugehen.
  4. Verantwortung übernehmen – Menschen, die Verantwortung übernehmen, reflektieren ihr Verhalten, sie verlassen der Opferrolle, lernen aus Fehlern und lernen, und „gescheiter zu scheitern“.
  5. Netzwerkorientierung – Die Fähigkeit, gut in Kontakt mit anderen zu gehen, sich in andere einzufühlen und Beziehungen gestalten zu können und Netzwerke aufzubauen ist entscheidend wichtig für die Erfolg in Unternehmen.
  6. Selbstwirksamkeit – Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit trauen sich zu, einer Aufgabe gewachsen zu sein, und erfolgreich sein zu können.
  7. Zukunftsorientierung – Dies bedeutet, klare Ziele zu haben, Visionen zu entwickeln, zu planen, sich flexibel auf die Risiken und Ungewissheiten einzustellen und daran anzupassen.[3]

Richtige und falsche Resilienzkonzepte?

Die genannten Konzepte stehen einander nicht konträr gegenüber, sondern ergänzen und überschneiden sich. Nur wer z.B. die Fähigkeit zur Empathie besitzt, wird in der Lage sein, Netzwerke aufzubauen, nur wer die Fähigkeit zur Kausalanalyse besitzt, wird die richtigen Schlüsse für die Zukunftsplanung ziehen können, nur wer von seiner Wirksamkeit überzeugt ist, wird die Opferrolle verlassen und Verantwortung übernehmen, nur wer seine Emotionen steuern kann, wir die notwendige Akzeptanz entwickeln, um in die Lösungsorientierung zu kommen usw.

Individuelle Resilienz ist keine Eigenschaft, die man hat oder nicht hat, sondern eine Eigenschaft, die sich aus Fähigkeiten und Verhaltensweisen zusammensetzt, die man trainieren und verbessern und auch wieder verschlechtern kann. Das bedeutet, dass man die Fähigkeiten, die zu einer hohen Resilienz beitragen, pflegen und üben muss, um sie auf einem hohen Niveau zu erhalten.

Im Arbeitsumfeld findet das Konzept der individuellen Resilienz vor allem in der Erforschung und Entwicklung geeigneter Bewältigungsstrategien Anwendung, um einerseits den schädlichen Folgen beruflicher Belastungen (Stress, Überlastung) entgegengewirkt werden soll und durch die andererseits gelernt werden kann Umstände zu überwinden, die der eigenen Produktivität im Arbeitsprozess entgegenstehen.

Es darf als gesichert gelten, dass eine hohe individuelle Resilienz einen Vorteil bedeutet, wenn es darum geht, als schwierig empfundene Lebenssituation zu bewältigen und sein Leben erfolgreich zu meistern.

Kritik am Resilienzkonzept

Die Kritik am Resilienzkonzept setzt dort an, wo eine hohe Widerstandsfähigkeit dazu führt, schlechte Arbeitsbedingungen oder schlechte soziale Verhältnisse als gegeben zu akzeptieren und lediglich zu lernen, einen guten Umgang mit diesen Verhältnissen zu finden. Dies kann dazu führen, dass z.B. strukturelle Missstände am Arbeitsplatz nicht verändert, sondern als gegeben angenommen werden. Somit tritt eine Veränderung und Bekämpfung der bestehenden oder aufkommenden Probleme und der Ursachen in den Hintergrund. Dies unterstützt eine Tendenz zur Entlastung der verantwortlichen Akteure (z.B. Management, Politiker, Unternehmer) an der Bearbeitung und Vermeidung der Ursachen, hin zu einem individualisierten Umgang der Einzelpersonen mit den Symptomen.[4]

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Quellen

[1]Vgl.Reivich, Karen. The Resilience Factor: 7 Keys To Finding Your inner Strength and Overcoming Life Hurdles, Kindle-Positionen 1201-1203), (Übersetzung)

[2]Vgl. Denis Mourlane, Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, Göttingen, 2014, S. 44

[3]Vgl. Jutta Heller: Resilienz. Innere Stärke für Führungskräfte, Kindle-Position 164, 2015

[4]Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_(Psychologie), Zugriff: 02.09.2018

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