
Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie klare Ziele haben, die sie mit Disziplin verfolgen. Nach einem Rückschlag, in einer schwierigen Situation im beruflichen oder privaten Bereich, entsteht zunächst häufig ein Gefühl des Scheiterns, der Sinnlosigkeit. Auch wenn der Blick noch nach unten gerichtet ist, richten sich resiliente Menschen jedoch innerlich bereits wieder auf und beginnen damit, die Ereignisse und mögliche alternative Handlungsoptionen zu analysieren und dann Schritt für Schritt zunächst kleine und bald wieder größere Ziele anzuvisieren.
Reaching Out – Zielorientierung
Die Fähigkeit zum „Reaching Out“ steht in enger Verbindung mit den weiteren Resilienzfaktoren. Vor allem wird sie durch folgende Fähigkeiten unterstützt:
- Impulskontrolle (Disziplin)
- Kausalanalyse (Situation analysieren und die richtigen Gründe für emotional negativen Zustand zu identifizieren)
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Vertrauen, auch unter extremen Belastungen handlungsfähig zu sein)
Es kommt jedoch noch ein Aspekt hinzu: Resiliente Menschen haben diese Fähigkeit zum Reaching Out sehr unabhängig vom Feedback Ihrer Mitmenschen, sie glauben einfach an das was sie tun möchten.[i]
Woran liegt es, dass manche Menschen über die Fähigkeit zur Zielorientierung verfügen und anderen nicht?
In unserer Kultur werden Niederlagen häufig öffentlich mit Hohn und Spott sanktioniert. Diese Erfahrung haben viele Menschen bereits seit ihrer frühen Kindheit gelernt, z.B. wenn sie als Kind beim Wettlauf die oder der letzte waren und ausgelacht wurden. Solche Erlebnisse führen dazu, dass verinnerlicht wird, dass es günstig ist, Peinlichkeit und Verlegenheit um jeden Preis zu vermieden. Aufgrund dieser erlernten Grundhaltung bewerten viele Menschen die negativen Folgen von Handeln tendenziell zu hoch, während sie die negativen Folgen von Unterlassungen tendenziell zu gering einschätzen. Sie neigen dazu, die Wahrscheinlichkeit zu überschätzen, dass gescheiterte Versuche zu katastrophalen Ergebnissen führen werden. Dahinter steckt das starke Bedürfnis, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen:
„Wenn ich es nicht versuche und dann nicht schaffe, kann ich mir sagen, dass ich versagt habe, weil ich es nicht wirklich versucht habe, statt der Tatsache ins Auge sehen zu müssen , dass ich einfach nicht gut genug sein könnte.“[ii]
Eine solche ängstliche, pessimistische und mutlose Grundhaltung behindert betroffene Menschen unbewusst sehr stark dabei, die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten auszuloten und Potenziale zu entdecken und zu entfalten, die in ihnen stecken. Durch den Einfluss dieser Menschen werden darüber hinaus leider auch andere Menschen daran gehindert, sich mutig und zuversichtlich ambitionierten Zielen zuzuwenden.[iii]
Lösungswege
Um nicht in einer solchen Sackgasse zu landen, ist es zunächst wichtig, die vorher angedeuteten Denkfallen zu erkennen:
- Negative Ereignisse werden überbewertet.
- Falsche Wahrnehmung: Schwierigkeiten, Fehler und Schwächen werden überbewertet, während positive Ereignisse abgewertet werden.
- Aus den Handlungen anderer werden Schlussfolgerung über deren Denken getroffen, ohne etwas darüber zu wissen.
- Die eigenen Gefühle werden als Beweis für die Richtigkeit der eigenen Befürchtungen herangezogen.
- Zufällige oder allgemeine Ereignisse werden so interpretiert, als seien sie ganz direkt auf sich als Person gerichtet gewesen.
- Aus einem singulären Ereignis wird eine allgemein gültiges „Gesetz“ abgeleitet
- Weil es einmal so war, wird es immer so sein.[iv]
Solche Denkfallen sind destruktiv, entmutigend und einschränkend. Sie haben meist die Ursache in der eigenen Lebensgeschichte und haben sich als verinnerlichte Denkmuster und negative Glaubenssätze festgesetzt, die häufig wiederholt und weiter verfestigt werden.
Es kommt darauf an, dies Muster wahrzunehmen und sie durch konstruktive Gedanken zu ersetzen.
Weiter kommt es darauf an, sich eine lösungsorientierte Denkweise anzugewöhnen. Dies geschieht nicht in einer Umkehr des negativen zum positiven Denken, sondern indem man lernt, eigene Handlungsoptionen und Ressourcen ebenso realistisch einzuschätzen, wie die damit verbundenen Risiken.
Es geht darum, wegzukommen von reflexhaft angewendeten Problemlösungsmustern und hinzukommen zur Entdeckung, Planung und schrittweisen Umsetzung konstruktiver Lösungen. D.h. es ist Anpassungsfähigkeit gefordert. Statt mit noch mehr Einsatz weiter in die falsche Richtung zu arbeiten, kommt es darauf an, offen zu sein für alternative Denk- und Handlungsweisen.
Fazit
Es geht bei der Resilienz nicht nur darum, Schwierigkeiten zu überwinden, durchzuhalten und wieder in Form zu kommen. Resilienz ist auch die Quelle unserer Fähigkeit, Ziele zu formulieren, uns ihnen entgegenzustrecken, nach unserer Zukunft zu greifen und mutig voranzuschreiten, um sie zu gestalten. Resilienz ist auch die Fähigkeit, durch Zielorientierung die positiven Aspekten des Lebens zu verbessern.[v]
Dazu sind eine offene und mutige Haltung sowie die Akzeptanz erforderlich, das wir die Zukunft nicht kennen können und dass jeder Weg in der Regel ein Experiment mit Rückschlägen und Umwegen ist, dass Chancen und Risiken meist nah beieinander liegen.[vi]
Eine gute Impulskontrolle ist ein wichtiger Hebel für ihr Reaching Out. Sie können Ihre persönliche Resilienz verbessern, indem Sie Ihre Energie auf Ihre persönlichen Ziele und die Ziele Ihres Teams im beruflichen Umfeld konzentrieren und nicht davon abbringen lassen. Zielorientierung im Sinne der persönlichen Resilienz bedeutet, den eigenen Kompass nicht aus den Augen zu verlieren und den eigenen Zielen, Werten, Bedürfnissen und Interessen treu zu bleiben. Sollte es unausweichliche Abweichungen von Ihrem Kurs geben, dann kehren Sie schnell wieder „auf den rechten Weg“ zurück und verfolgen Sie Ihren Kurs weiter. Allerdings soll das Reaching Out nicht zu einem Leben im Hamsterrad führen, in dem sie nur noch Ihren Zielen hinterherhetzen.
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Quellen
[i] Vgl: Denis Mourlane, Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, Göttingen, 2014, S. 57
[ii] “Zit. Reivich, Karen. The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles (Kindle-Positionen885-887). Potter/TenSpeed/Harmony. Kindle-Version.
[iii] Vgl. Reivich, Karen. The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles (Kindle-Positionen 881-888).
[iv] Vgl: Denis Mourlane, Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, Göttingen, 2014, S. 144 ff
[v] Vgl. Reivich, Karen. The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles (Kindle-Positionen 877-884).
[vi] Vgl. Heller, Jutta. Resilienz: Innere Stärke für Führungskräfte (German Edition) (Kindle-Positionen2930-2931).