Sind Sie von Ihrer Selbstwirksamkeit überzeugt?

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Mit Selbstwirksamkeitserwartung oder Selbstwirksamkeitsüberzeugung wird die menschliche Eigenschaft bezeichnet, darauf zu vertrauen, auch unter extremen Belastungen, in schwierigen Anforderungssituationen oder angesichts großer Handlungsbarrieren, handlungsfähig zu sein.

Selbstwirksamkeitserwartung

Glaubt eine Person, dass sie durch ihr Verhalten und Handeln Einfluss auf die Dinge nehmen und sie zum Besseren wenden kann, ist sie von Ihrer Selbstwirksamkeit überzeugt. Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist ein entscheidender Faktor für Erfolg oder Misserfolg von Psychotherapie und gehören deshalb zu den am besten untersuchten Eigenschaften in der Psychologie.[i]

Das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung (engl. perceived self-efficacy) wurde von dem Psychologen Albert Bandura in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt.

Selbstwirksamkeitsüberzeugungen sind messbar und werden unterschieden nach dem Grad

  • Ihrer Stärke (wiederholte Misserfolge führen nicht zu einem Abbau),
  • ihrer Schwierigkeit (je nach Anforderungssituation)
  • ihrer Allgemeinheit (nur bei bestimmten Anforderungen und Situationen oder generalisiert auf allgemeine Lebensanforderungen vorhanden)[ii]

Untersuchungen haben gezeigt, eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung zu größerer Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, zu einer niedrigeren Anfälligkeit für psychische Störungen auf der einen Seite und zu mehr beruflichen Erfolgen auf der anderen Seite führt.

Vor allem vier Faktoren beeinflussen nach Bandura die Selbstwirksamkeitserwartung:

1. Selbstwirksamkeitserfahrung (Experience of Mastery)

Insbesondere die eigene Bewertung (Attributierung) von positiven und negativen Erfahrungen bei der Bewältigung schwieriger Aufgaben ist entscheidend für das Entstehen von Selbstwirksamkeitserwartungen. Wird die Ursache von Erfolg oder Misserfolg im eigenen situationsbezogen Verhalten gesehen oder wird sie äußeren Umständen zugeschrieben? Menschen neigen dazu, bei Erfolgen sich selbst als Ursache für den Erfolg zu sehen („ich habe mich gut auf die Prüfung vorbereitet). Bei Misserfolg wird hingegen häufig eine äußere Ursache herangezogen („Der Prüfer konnte mich nicht leiden und hat extrem schwierige Fragen gestellt“).
Damit es zu Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung kommen kann, muss die betroffene Person die Ursache für Erfolg oder Misserfolg dem eigenen Verhalten in der spezifischen Situation zuschrieben, denn dann kann sie daraus die richtigen Schlüsse für zukünftiges Verhalten ableiten und so über entsprechende Erfahrungen zu einer Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung oder Selbstwirksamkeitsüberzeugung gelangen.

2. Stellvertretende Erfahrung (Vicarious Experience)

Wie erfolgreich oder erfolglos bewältigten andere Menschen mit vergleichbaren Fähigkeiten, eine Aufgabe. Je größer die Ähnlichkeit zur beobachteten Person, desto stärker die Beeinflussung durch das Vorbild. 

3. Verbale Ermutigung (Verbal Persuasion)
Menschen, denen von viel zugetraut wird, eine Aufgabe zu bewältigen, strengen sich eher an, glauben eher an sich, als wenn ihre Fähigkeiten bezweifelt werden.

4. Emotionale Erregung (Emotional Arousal)

Starke emotionale Reaktionen, die durch die Bewertung einer Situation entstehen, beeinflussen die Handlungsfähigkeit, können zu Ängsten sowie zu körperlichen Stressreaktionen führen, wie z.B. einer Steigerung der Herzfrequenz oder der  Schweißproduktion. Diese Reaktionen werden in der eigenen Wahrnehmung häufig als Schwäche interpretiert, was wiederum zu Selbstzweifel führen kann.[iii]

Seltbstwirksamkeitstest

Ralf Schwarzer und Mattias Jerusalem haben einen Test zur Prüfung der Selbstwirksamkeitserwartung entwickelt, der, ursprünglich für Schüler konzipiert, so allgemein gehalten ist, dass er auch Aussagen über die Selbstwirksamkeitserwartung von Erwachsenen zulässt.[iv]

Bewerten Sie die in der Tabelle dargestellten Aussagen mit (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau. Die Auswertung des Tests ergibt sich durch das Aufsummieren aller zehn Antworten, so dass sich ein Ergebnis zwischen 10 und 40 Punkten ergibt. Der Mittelwert liegt bei ca. 29 Punkten.

Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung[v]  Punktwert
Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen.  
Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum bemühe  
Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen.  
In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll  
Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, dass ich gut mit ihnen zurechtkommen kann  
Schwierigkeiten sehe ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer vertrauen kann.  
Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen.   
Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden.  
Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann.   
Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern.  
Summe:  

Menschen mit einer hohen Resilienz verfügen über eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Sie drückt sich dadurch aus, dass sie sich nicht als passives Opfer sondern als aktive Gestalter ihrer Lebenswelt verstehen und Erfolge sowie Misserfolge entsprechend bewerten. Dadurch erlernen sie einen gelasseneren Umgang mit den Anforderungen des Lebens und gewinnen ein Gefühl der Kontrolle über sich und ihre Emotionen.[vi]

Fazit

Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung hängt stark mit der inneren Haltung sowie der eigenen Bewertung von Ereignissen zusammen. Wenn sie daran glauben, dass Sie Ihre Haltung und Ihre Bewertung von Ereignissen ändern können, werden Sie eine noch bessere Selbstwirksamkeitsüberzeugung aufbauen können. Allein durch die Beschäftigung mit ihrer Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Ihren inneren Bewertungsmustern, werden Sie ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung steigern. Damit wiederum werden Sie Ihre eigene Resilienz verbessern.

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Quellen

[i] Vgl: Denis Mourlane, Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, Göttingen, 2014, S. 59

[ii] Vgl: http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstwirksamkeitserwartung/14011, Zugriff 16.03.2018

[iii] Vgl: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstwirksamkeitserwartung; Zugriff: 16.03.2018

[iv] Vgl: Heller, Jutta. Resilienz: Innere Stärke für Führungskräfte (German Edition) (Kindle-Positionen 1441-1444).

[v] Quelle: http://userpage.fu-berlin.de/health/germscal.htm, Zugriff: 16.03.2018, nach: Schwarzer, R. & Jerusalem, M. (Hrsg.) (1999). Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen. Berlin, Freie Universität Berlin.

[vi] Vgl: Denis Mourlane, Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, Göttingen, 2014, S. 60

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